Webinar-Doku: Der Europäische Betriebsrat und COVID-19

In diesem Online-Seminar der GPA-djp standen die Rahmenbedingungen für Europäische Betriebsräte (EBR) im Fokus, die sich durch die Corona-Krise schlagartig geändert haben.

  • In der Vormittagseinheit stellten die Vortragenden – basierend auf Empfehlungen der Europäischen Branchenverbände und den Erfahrungen der letzten Wochen – die Eckpunkte zur Gestaltung von EBR-Arbeit während COVID-19 vor.
  • Der Nachmittagsteil des Webinars war für einen Erfahrungsaustausch zwischen EBR-Mitgliedern reserviert, um im Beisein von ExpertInnen gemeinsam Fragen zu klären und aus der eigenen Praxis zu lernen.

Präsentation „Der Europäische Betriebsrat und COVID-19“:
zum Downloaden hier unter diesem Link

Gleich zu Beginn des Seminars wurde deutlich, dass die Corona-Krise über Nacht zu einer Vielzahl an neuen Herausforderungen für den EBR geführt hat. Darunter etwa neue wirtschaftliche Gegebenheiten im Unternehmen, Kurzarbeit, Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, Homework aber auch die Kommunikation mit dem Management, den Beschäftigten sowie innerhalb des EBR selbst.

Diese Herausforderungen galt es für alle EBR im europäischen Kontext in Angriff zu nehmen – unter Berücksichtigung der kaum koordinierten sowie sehr unterschiedlichen Krisenreaktionen der einzelnen EU-Staaten keine einfache Aufgabe.

  • Aufgrund der stark eingeschränkten Reisemöglichkeiten während der Corona-Krise war es de facto nicht möglich EBR-Sitzungen abzuhalten. In vielen Fällen wurden die Termine daher verschoben und die EBR-Mitglieder tauschten sich über andere Kommunikationsmittel untereinander bzw. mit dem Management aus.
  • Wesentlich ist in diesem Zusammenhang festzuhalten, dass Videokonferenzen keinesfalls ein Ersatz für reguläre EBR-Sitzungen sein können, bestenfalls ein Zusatz. Immer wieder versuchen Unternehmen Druck zu machen um physische Sitzungen durch digitale Sitzungen zu ersetzen. Dem gilt es entschieden dagegenzuhalten!

Videomitschnitt aus dem Webinar zum Abspielen hier unter diesem Link
(09:17 min)

Während der Corona-Krise war und ist es wesentlich für den EBR, in regelmäßigem Kontakt mit der Geschäftsführung zu stehen und etwa wöchentlich Informationen über die aktuelle Lage im Unternehmen zu erhalten.

  • Das betrifft vor allem die wirtschaftliche und finanzielle Situation, das Beschäftigungsniveau, Maßnahmen der Unternehmensleitung zum Schutz der Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten sowie Maßnahmen der Unternehmensleitung zur Milderung der Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb und Arbeitsplätze.
  • Darüber hinaus ist jedoch auch der ständige Austausch der EBR-Mitglieder untereinander wesentlich, um über die jeweilige Situation in den Standorten anderer Länder informiert zu sein und so den Gesamtüberblick zu wahren.

Die Corona-Krise wird definitiv große Veränderungen für die Wirtschafts- und Arbeitswelt und daher auch für die einzelnen Unternehmen bedeuten.

  • Für den EBR ist es notwendig, strategische Planungen für die Zukunft vorzunehmen um eine sozial verantwortungsvolle Bewältigung der Auswirkungen der Corona-Krise zu meistern.
  • Nur dadurch wird es gelingen, möglichen anstehenden Massenentlassungen, Standortverlagerungen und Schließungen sowie Restrukturierungen entgegenzuwirken.
  • Wesentlich für den EBR dabei ist, diese Veränderungsprozesse zu hinterfragen und aktiv mitzugestalten.

Beim Erfahrungsaustausch in der Nachmittagseinheit des Webinars wurden die individuellen Situationen, Erfahrungen und Vorgehensweisen in den einzelnen Unternehmen ausgetauscht und beraten.

  • Die Palette reichte von vorteilhafteren Urlaubsabbauregelungen für MitarbeiterInnen aus anderen Ländern, Solidaritätsfonds für Beschäftigte die durch Gehaltsverzichte des Managements möglich wurden oder die Mitgestaltung von Auftragsvergaben innerhalb des Unternehmens, um einzelnen Standorten die Existenz zu sichern.
  • Es zeigt sich klar: überall dort wo der EBR seine Rolle vor allem in Krisenzeiten aktiv wahrnehmen kann, gut informiert ist und sich strategisch ins Geschehen einmischt, hat das für Beschäftigte aber auch für das Unternehmen insgesamt Vorteile.

Weiterführende Links

  • Antizipation und Bewältigung der Folgen multinationalen Unternehmen – gemeinsame Empfehlungen für EBR, Verhandlungsgremien und SE-BR (Empfehlungen der Europäischen Branchenverbände) hier unter diesem Link (zum Downloaden in mehreren Sprachen)
  • GPA-djp Materialien zu Restrukturierung hier unter diesem Link
    (zum Downloaden in mehreren Sprachen)
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