Innovationsprozesse als Europäischer Betriebsrat strategisch begleiten (Doku)

Austausch mit dem EBR-Vorsitzenden der Deutschen Telekom (Webinar)

Innovations- und Digitalisierungsprozesse in internationalen Konzernen laufen meist transnational ab. Als Europäischer Betriebsrat (EBR) wird man zwar mitunter informiert, hat aber oft wenig Möglichkeit, Entwicklungen mit Auswirkungen auf die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen der Belegschaft strategisch mitzugestalten.

Der EBR der Deutschen Telekom hat sich im Zuge des 2-jährigen EU-Projektes „DigiT“ mit genau dieser Herausforderung auseinandergesetzt. Auf Basis eingehender Analysen konkreter Veränderungsprozesse im Konzern und der Erfahrung der EBR-Mitglieder wurden  Ansatzpunkte für die EBR-Arbeit formuliert. Als Projektpartner waren neben der GPA-djp auch andere Gewerkschaften involviert, da klar war, dass eine strategische Begleitung nicht vom EBR alleine bewältigt werden kann.

Hier die Präsentation im Webinar zum Downloaden

Gleich zu Beginn des Webinars skizzierte der EBR-Vorsitzende der Deutschen Telekom, Odysseus Chatzidis, das DigiT Projekt. Im Fokus: die Auswirkungen digitaler Geschäftsmodelle auf Arbeit und Beschäftigung im Unternehmen, exemplarisch analysiert an drei betrieblichen Prozessen

  • agiles Arbeiten
  • end-to-end Digitalisierung
  • 5G/edge computing

Während des Projektes fanden dazu drei Workshops statt:

  • Workshop „Innovation und Arbeit 4.0“, bei dem die Potenziale und Risiken von Digitalisierungsprozessen abgewogen wurden;
  • Workshop „Beschäftigung und Arbeitsgestaltung“, in dem konkrete Auswirkungen auf Beschäftigung (z.B. Arbeitszeit, Datenschutz) analysiert wurden;
  • Workshop „ArbeitnehmerInnenbeteiligung und Interessensvertretung“, in dem bestehende Mitwirkungsrechte auf lokaler Ebene bei Digitalisierungsprozesse beleuchtet wurden, und Vorstellungen entwickelt wurden, wie der EBR sich einbringen kann.

Sophia Reisecker, Leiterin der internationalen Abteilung der GPA-djp, legte die Zuständigkeiten des EBR bei Digitalisierungsprozessen im Konzern dar.

  • Voraussetzung für eine Information und Konsultation ist der transnationale Charakter eines solchen Prozesses.
  • Die EU-Richtlinie zum Europäischen Betriebsrat regelt dabei, über welche konkreten Veränderungen im Unternehmen der EBR zu informieren und konsultieren ist, etwa über wesentliche Investitionsprojekte oder grundlegende Änderungen der Organisation.
  • Dem EBR kommt bei Innovationsprozessen eine besondere Rolle zu, weil er Informationen zu einer europäischen Unternehmensstrategie um das Wissen aus den Standorten ergänzen kann. Ziel muss es vor allem sein, proaktiv, also intern abgestimmt und mit eigenen Strategien und Vorschlägen, an die Sache heran zu gehen.

Abschließend wurden Eckpunkte des Europäischen Betriebsrates für Digitalisierungsprozesse präsentiert, die dem EBR der Deutschen Telekom als Leitlinien für die Arbeit in den nächsten Jahren dienen, die aber auch auf andere Unternehmen übersetzt werden können.

  • Übergeordnetes Ziel bei Innovations- und Digitalisierungsprozessen ist die Beschäftigungssicherung. Dafür müssen Digitalisierungsgewinne, die durch Innovation erwirtschaftet, in die Belegschaft reinvestiert werden.
  • Diese Mittel sollen etwa für Qualifizierung der Beschäftigten verwendet werden, um Stellenabbau zu vermeiden und neue Tätigkeitsfelder intern abzudecken.
  • Voraussetzung dafür ist wiederum eine zukunftsorientierte Personalplanung des Unternehmens, in die der EBR eingebunden ist.
  • Innovationsprozesse im Unternehmen müssen durch den EBR bereits frühzeitig antizipiert werden.
  • Dazu bedarf es einer strategischen und proaktiven Herangehensweise sowie einer kontinuierlichen Abstimmung zwischen den EBR-Mitgliedern, den lokalen ArbeitnehmerInnenvertretungen und den nationalen sowie europäischen Gewerkschaftsverbänden.
  • Diese Netzwerke müssen ständig gepflegt und bespielt werden, um auf neuestem Informationsstand zu sein und agieren zu können. Dadurch kann es gelingen das Management in einen permanenten Austausch mit dem EBR zu bringen.

Aktuelle Vorhaben des EBR der Deutschen Telekom dazu:

  • Um zukünftige Digitalisierungsprozesse in der Deutschen Telekom besser gestalten zu können, möchte sich der EBR-Vorsitzende mit der Geschäftsführung auf ein Procedere einigen, wie der EBR über geplante Innovationen informiert und dazu eingebunden wird.
  • In Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften, soll auch eine europäische Rahmenvereinbarungen mit dem Management aushandelt werden, etwa eine „Rahmenvereinbarung Gute Arbeit“, damit in allen Ländern für gewisse Arbeitsprozesse dieselben Bestimmungen gelten.

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