Politische Bildung im Kontext moderner Arbeitswelt
Tagung der VÖGB/AK-ReferentInnen-Akademie am 04. Dezember 2013 im Bildungszentrum der Arbeiterkammer Wien.
Arbeitswelt heute ist gekennzeichnet durch zunehmenden Druck und wachsende Unsicherheit – die Arbeitsintensität und Arbeitsplatzunsicherheit nehmen zu, Menschen werden über Grenzen hinweg gegeneinander ausgespielt, die scheinbare Notwendigkeit sich ständig aus- und weiterzubilden schreibt sich immer tiefer in das Bewusstsein Vieler ein. Auch Phänomene wie Prekarisierung, Leiharbeit, die „Generation Praktikum“ und „Working Poor“ prägen die Diskussion und bringen ArbeitnehmerInnen immer wieder an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.
Dass hinter diesen Entwicklungen und Zuständen ein rücksichtsloses Finanzregime steht, dass die “Ökonomisierung” der “Wettbewerbsgesellschaft” auf die Spitze treibt, behandelt unter anderem der österreichische Filmemacher Erwin Wagenhofer in seiner Dokumentation “Let’s make MONEY” (2007). In seinem neuen Film „alphabet” verknüpft Wagenhofer die Prozesse der umgreifenden Ökonomisierung mit dem Thema Bildung. Auch Bildung bleibt von der Verwertungs- und Wettbewerbsideologie nicht verschont.
Angesichts dieser dramatischen Entwicklungen stellt sich aus einem kritischen Standpunkt heraus auch heute die Frage: Was tun?
Anders, nämlich für die durch “Individualisierung” gekennzeichnete “Wettbewerbsgesellschaft” formuliert, lautet die Frage: Was kann eine bzw. einer alleine schon bewegen?
Die Antwort: Wenig! Kollektives Handeln vermag jedoch eine ganze Menge.
Es herrschen Zustände, gegen die Gewerkschaften von jeher kämpfen und gegen die zunehmend auch andere soziale Bewegungen, Institutionen und selbstorganisierte Gruppen aktiv werden. Hier wie dort ist politische Bildung ein zentrales Moment der Organisation – ohne Bildung keine Organisation, ohne Organisation keine Bewegungen.
Doch wie muss politische Bildung organsiert sein, um Phänomenen wie Individualisierung und Entsolidarisierung in der modernen Arbeitswelt entgegenzuwirken und zu deren Demokratisierung beizutragen? Wie können unterschiedlichste Zielgruppen erreicht und für politische Bildung begeistert werden? Wie muss Lernen stattfinden um Menschen zu kollektivem, solidarischem Handeln zu motivieren und zu stärken? Welche Rolle kann der Betrieb dabei als Ort des (informellen) Lernens spielen und wo findet dieses Lernen in Arbeitsrealitäten statt, wenn es keinen Betrieb gibt?
Diese und darüber hinausgehende Fragen werden im Rahmen der Tagung “GegenBewegungen bilden! Politische Bildung im Kontext moderner Arbeitswelt” erörtert und in Arbeitsgruppen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln diskutiert. Im Anschluss an die Tagung besteht die Möglichkeit, Erwin Wagenhofers Film “alphabet” im Kino De France zu sehen.
Tagung:
04.12.2013, 10.00 – 19.00 Uhr
Bildungszentrum der AK Wien
Theresianumgasse 16 – 18, 1040 Wien
Film:
04.12.2013, 20.00 Uhr
Kino De France
Heßgasse 7, 1010 Wien
Tagungsprogramm (PDF):
10.00 Uhr Eröffnung
Diskussion: Veränderungen in der Arbeitswelt: Herausforderungen für kritische politische Bildung heute
Denkanstöße durch Filmsequenzen aus Erwin Wagenhofers neuem Film „alphabet“
Diskussion mit André Stern (Protoagonist im Film) und der Bildungswissenschafterin Julika Bürgin (gewerkschafts- und arbeitspolitische Bildung)
Moderation: Rosa Bernadette Nentwich-Bouchal
12.00 Uhr Mittagspause
13.00 Uhr Parallele Arbeitsgruppen
Community Education – Lernoption in der Arbeitswelt jenseits des Betriebs?
- Mario Bartl und Stefan Bartl (Gewerkschaft Bau-Holz)
- Ingolf Erler (Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung)
- Lisa Sigl (Prekär Café)
Lernort Betrieb – Informelles Lernen und Potentiale für emanzipatorische politische Bildung
- Julika Bürgin (Technologieberatungsstelle des DGB Hessen-Thüringen)
- Helmut Ruß (GPA-djp Oberösterreich)
Für (politische) Bildung begeistern – Wie man Zielgruppen erreicht
- Nina Dirnweber (Wiener Gewerkschaftsschule)
- Ivana Pilic (Brunnenpassage)
- Anna Stiftinger (learn4ever)
Welche Bildung braucht politische Bildung? Für die Politisierung von TrainerInnen
- Claudia-Lo Hufnagl (VHS Wien)
- Elisabeth Steinklammer und Pia Lichtblau (VÖGB/AK ReferentInnen Akademie)
- Ralf Wilde (ver.di-b+b)
Über den Tellerrand – Politische Bildung und Globalisierung, Standortwettbewerb, Migration
- Dieter Behr (Afrique-Europe-Interact)
- Martin Roggenkamp (Connecting Europe – Bremen, quali2move)
- Sepp Wall-Strasser (weltumspannend arbeiten – ÖGB)
Politische Bildung, LebensLanges Lernen und Ökonomisierung
- Sabine Letz (VÖGB)
- André Stern (Protagonist des Films „Alphabet“, www.andrestern.com)
- Stefan Vater (Verband Österreichischer Volkshochschulen)
16.00 Uhr Pause mit Poster-Präsentationen
16.30 Uhr Abschlussdiskussion
18.00 Uhr Zertifikatsverleihung an AbsolventInnen der VÖGB/AK ReferentInnen Akademie
- Rudi Kaske, Präsident der Bundesarbeitskammer
- Sabine Oberhauser, Vizepräsidentin des ÖGB
20.00 Uhr (optional) „alphabet“, der neue Film von Erwin Wagenhofer, Kino De France
Anschließend Gespräch mit André Stern (Protagonist des Films und Autor des Buches„…und ich war nie in der Schule“)