Die Welt der Bilder in der Arbeitswelt (Doku)

Bei unserem Workshop „Die Welt der Bilder in der Arbeitswelt“, diesmal im ÖGB Wien handelt es sich um einen zweitägigen Workshop, der in grundlegende Facetten dessen einführt, was „visuelle Kommunikation“ genannt wird.

Unter der Anleitung von Petra Bernhardt versuchen sich die TeilnehmerInnen im Zeichnen und Sketchen. Dabei kommt es immer wieder zur Überraschung, wie einfach das Skizzieren und Visualisieren selbst komplexer Zusammenhänge fallen kann.

Das eigenständige Zeichnen ist im Workshop ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem „Visual Mindshift“, also einem visuellen Um/denken. Wir aktivieren dabei Kompetenzen, die wir als Kinder regelmäßig genutzt haben. Im Zuge des Bildungs- und Ausbildungswegs sind diese aber einer stärker textorientierten Vermittlung untergeordnet worden. Der erste Workshoptag bringt unsere weitgehend schlummernden Kompetenzen wieder zum Vorschein.

Früh im Workshop, das praktische Zeichnen.

Sketchen üben unter Anleitung

Am Beginn der praktischen Teile des Workshops steht die Einführung ins Zeichnen bzw. in die Produktion von „Sketchnotes„. Dabei handelt es sich um Zeichnungen, die aus Bildern, Texten und Strukturen bestehen. Im Netz gibt es mittlerweile zahlreiche Vorlagen sowie Tutorials in verschiedenen Sprachen, die ins Sketchen einführen. Beispiele sind Sketchnotes.de oder Sketchnoting.de. Empfehlenswert sind die (englischsprachigen) Videos von „Bigger Picture“, die wesentliche Elemente zeichnerischer Darstellung vermitteln. Und auch im Blog der AK/VÖGB-ReferentInnenakademie (REFAK-Blog) finden sich in der Reihe „Visueller Donnerstag“ (#visdo) viele Tipps und Tricks zum Zeichnen und visuell kommunizieren.

An diese Schritte machen wir uns auch in den Workshops und sie sind überraschend einfach.

Dass das produzierte Bildmaterial nicht grafisch perfekt sein muss, um seine Wirkung zu entfalten, erkennen die TeilnehmerInnen bei den Vorstellungsrunden mit eigenen Bildern. Die Zeichnungen helfen beim Fokussieren auf wesentliche Aspekte und bei der Navigation durch die eigene Geschichte. Die Bilder bleiben den anderen TeilnehmerInnen auch nachhaltiger in Erinnerung. Sie bieten Stoff für weiterführende Gespräche und für den Austausch zwischen BetriebsrätInnen, dem im Workshop ausführlich Raum gegeben wird.


Bildstatistik, Arbeiten mit Templates, Mapping und vieles mehr

Abseits des praktischen Zeichnens kann visuelle Kommunikation viele weitere Dimensionen haben. Die Erwartungen der TeilnehmerInnen an den Workshop wurden etwa auf Kärtchen notiert und auf einer Pinnwand gesammelt. Dann dienen sie als Beispiel für das einfache Mapping-Verfahren, in dem die Kärtchen gruppiert werden und schließlich vier Themenbereiche herauskristallisieren: (1) Bildmaterialsuche,
(2) rechtlicher Rahmen,
(3) Anwendungsmöglichkeiten und (4) Bildwirkung. Gearbeitet wird auch mit Templates (= Vorlagen) in Flipchart-Größe. Beim Ausflug zur Geschichte der Wiener Methode der Bildstatistik geht es um die Vermittlung komplexer sozio-ökonomischer Verhältnisse. Beim Spiel mit Comics und beim Verfremden von Bildern aus der politischen Öffentlichkeit geht es um das Spiel mit der Aufmerksamkeit und den Transport von Weltbildern.

Politische Ästhetik und betriebliche Beispiele

Am zweiten Workshoptag konzentrieren wir uns auf rechtliche Aspekte wie die Fragen von UrheberInnen-, Verwertungs- und Persönlichkeitsrechten. Es geht um Bildquellen und die Organisation einer Bildsprache für den Betriebsrat sowie um Fallbeispiele aus den Betrieben: Betriebsratszeitungen, Newsletter, Blogs, Facebook-Nutzung. Besonders amüsant und nichtsdestotrotz interessant war der Streifzug durch die politische Ästhetik und die Taktiken von Regierungschefs samt ihrer persönlichen FotografInnen.

Die Expertin für die politische visuelle Kommunikation bei der Besprechung des Instagram-Accounts von Alexandria Ocasio-Cortez

Mehr zu den Inhalten, Werkzeugen und Techniken des Schulungsangebots ist im Bloghandbuch-Eintrag zum Workshop nachzulesen.

Feedback zum Workshop wurde mit roten und blauen Mood-Karten eingeholt. Nach einer Reflexionsrunde in den Tischgruppen wurden die TeilnehmerInnen eingeladen, positive Eindrücke aus dem Workshop auf roten Karten zu notieren, während Anregungen und Vorschläge zur Verbesserung des Workshops sowie offene Fragen und Kritikpunkte auf blauen Karten festgehalten wurde.

Feedback Sammlung.

Das überwiegend positive Feedback hob die praktischen Übungen (zum Zeichnen und Gestalten von Templates) sowie die theoretischen Inputs der Vortragenden (zur Methode der Bildstatistik, zu politischer Ästhetik und zu visual storytelling) sowie die Best-Practice-Beispiele aus Betrieben hervor. Als Wünsche an künftige Workshops nannten die TeilnehmerInnen vor allem Übungen zur digitalen Bildproduktion am Tablet oder Laptop sowie das Umsetzen eigenständiger Projekte.

Tipps und Materialien:

In der Broschüre „Die Welt der Arbeit“ des Österreichischen Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum werden viele verschiedene Aspekte „der Arbeitswelt” mit Methoden der visuellen Kommunikation nach Otto Neurath aufgearbeitet und dargestellt. Dabei wird weniger auf klassische wirtschaftskundliche Inhalte und Themen eingegangen, als vielmehr auf Entwicklungen und strukturelle Phänomene der “Welt der Arbeit”, die uns umgibt und an der wir beteiligt sind – insbesondere als BetriebsrätInnen und GewerkschafterInnen.

So bietet die Broschüre unter Rückgriff auf Zahlen, Daten, Fakten einen Überblick zu folgenden Details:

  • Erwerbstätigkeit in Österreich – Gegenüberstellung von Erwerbstätigen und Nicht-Erwerbstätigen;
  • Interessenvertretung und Gesetzwerdung;
  • Wichtige Reformschritte der Gestaltung und Rahmenbedingungen von Arbeit in Österreich von der Monarchie bis heute;
  • Ausprägung und Formen von Arbeitslosigkeit – soziale Absicherung und Arbeitsmarktpolitik;
  • Beschäftigungsformen und ihre jeweiligen arbeits- und sozialrechtlichen Rahmenbedingungen;
  • Freiwilligenarbeit und ehrenamtliche Arbeit;
  • Internationale Vergleiche zu Beschäftigung und Entlohnung, Arbeitszeiten und Geschlechterunterschieden.
Broschüre „Welt der Arbeit“ (PDF), alle Grafiken der Broschüre sind online auch einzeln verfügbar unter https://www.wirtschaftsmuseum.at/Welt_der_Arbeit

Der Workshop wurde von Petra Bernhard und Christian Voigt konzipiert und wird auch von den beiden geleitet.

Mehr zu den Hintergründen, sowie ausführliche Material- und Linksammlungen finden sich im BlogHandbuch: Workshop zu Visueller Kommunikation.

 

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Ein Gedanke zu „Die Welt der Bilder in der Arbeitswelt (Doku)

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