Webinar-Doku: Nutzung digitaler Tools in der Betriebsratsarbeit

Der Corona Shutdown hat der Nutzung digitaler Tools einen neuen Schub verliehen. Im Zuge der GPA-djp Webinare zur Corona-Krise haben im Sommer zwei Veranstaltungen zur Nutzung digitaler Tools in der Betriebsratsarbeit stattgefunden.

Die Folien zu diesem Webinar (PDF, 3,1MB) können hier heruntergeladen werden.

Tools aus dem Webinar

Die Folien enthalten aktive Hyperlinks. Sie führen zu Tools, die im Webinar eingesetzt wurden. Mit dem Fragen&Antwort Tool Slido aus Bratislava sind Webinarerwartungen eingeholt, automatisch gewichtet und gereiht worden.

Für BRs eignet sich Slido zum schnellen Einholen von Stimmungsbildern, für das Sammeln von Anliegen, Themen, Fragen. Das Tool lässt sich sehr gut von TeilnehmerInnen über deren Mobilgeräte aus Veranstaltungen heraus nutzen und kann damit in größeren Versammlungen partizipativ eingesetzt werden. Es gibt einen Präsentationsmodus, der die zentralen Ergebnisse einer Ab- oder Umfrage übersichtlich darstellt. Der kostenlose Account ist für diese Funktionalität ausreichend.

Eine für die Zwecke vergleichbare Alternative zu Slido stellt noch das schwedische Tool Mentimeter dar.

An anderer Stelle des Webinars haben wir ein Etherpad eingesetzt. Etherpads sind einfache Texteditoren, die von mehreren Personen parallel über das Internet aus genutzt werden können, um (auch) gleichzeitig an Dokumenten zu arbeiten. Sie sind Freie Software und können einfach auf Servern installiert werden. Es gibt daher viele Etherpads verschiedener Anbieter auch in unseren lokalen Umgebungen. Im Webinar haben wir beispielsweise das Etherpad von servus, einem Verein aus Linz genutzt.

Etherpads lassen sich vielseitig einsetzen. Bei Veranstaltungen und Versammlungen können sie als digitale Flipcharts dienen, auf denen alle TeilnehmerInnen schreiben oder auch an gemeinsamen Punkten und Texten mitarbeiten können. Die Etherpads haben eine Chat-Funktion neben dem zentralen Textdokument. Alle Änderungen der diversen TeilnehmerInnen lassen sich inhaltlich zurückverfolgen, während aber nicht zurückverfolgt werden kann, wer was tut. Das Tool sichert damit ein hohes Maß an Anonymität und bietet sich also für niedrigschwellige Beteiligung an.

Neben den normalen Etherpads gibt es das Video-Etherpad, das wir hier im Blog schon im zweiten Teil von VideoCalls im Lockdown zwischen home office und Betrieb präsentiert haben. Es eignet sich für Arbeitssitzungen im kleinen Kreis zum Beispiel aus dem home office heraus. Im zweiten Teil der Serie zu VideoCalls im Lockdown kommt auch DigitalSamba mit einem Absatz vor. Das ist jene Plattform, über die wir die Webinare abgehalten haben und die eine eigene Umfrage-Funktion anbietet, die wir im Webinar benutzt haben. Darüber hinaus werden im Blogeintrag andere Plattformen und Tools mit Eignung für die Betriebsratsarbeit besprochen.

Betriebsversammlungen per VideoCall?

Im dritten Teil der Serie geht es um Fragen aus den beiden Webinare, die von der Seite einiger TeilnehmerInnen gekommen sind. Können wir als Betriebsratskörperschaft per Videokonferenz-Schaltung rechtlich konform Betriebsratssitzungen oder gar Betriebsversammlungen abhalten. Der Blogbeitrag versucht bei dieser Frage zu helfen. Hier nur eine Kurzantwort aus dem längeren Artikel:

  • Gespräche mit MitarbeiterInnen z.B. zur Beratung sind jedenfalls über VideoCalls möglich. Wir sollten dabei aber nicht auf die IT-Plattform(en) des Betriebs zurückgreifen.
  • BR-Sitzungen können in der Form einer Telefon- oder Videokonferenz abgehalten werden, aber im Regelfall nur mit Zustimmung jedes einzelnen Betriebsratsmitgliedes.
  • Betriebsversammlungen können nach herrschendem österreichischen Recht nicht als virtuelle Zusammenkünfte stattfinden und jedenfalls nicht, wenn es um Abstimmungen geht.

Der Beitrag endet mit der Anmerkung, dass zwar Beschlussfassungen über digitale Tools nicht möglich sind, wir deswegen aber nicht auf Kanäle verzichten müssen, mit denen wir Rückmeldungen bekommen und Stimmungen einfangen können. Dazu gibt es hier gleich ein paar weitere Empfehlungen, die wir im Webinar nicht besprechen konnten. Zuvor, um diesen letzten Abschnitt abzuschließen, die

Weiterführenden Links zu VideoCalls und Videokonferenzen

… und damit jetzt zu diversen:

Tipps für Tools von Aussendungen bis zu Umfragen

Die klassische Aussendung ist immer noch der E-Mail-Newsletter. Weltweit ist mailchimp der bekannteste Anbieter. Wollen wir auf solche aus dem deutschsprachigen (Rechts-)Raum zurückgreifen, bieten sich Sendinblue oder Cleverreach an.

Seit geraumer Zeit erfreuen sich Newsletter steigender Beliebtheit, die nicht per E-Mail sondern Messenger abonniert werden. Ein Messenger, der zwar nicht für sichere Nachrichten und Gruppenkommunikation empfohlen wird, für Newsletter auf unsere mobilen Geräte aber gut geeignet ist, ist Telegram. Für die Inner-BR-Kommunikation und die vertrauliche Kommunikation mit MitarbeiterInnen ist weiterhin eindeutig der Signal Messenger die Empfehlung für Betriebsräte.

Die oben beschriebenen Tools Slido und Mentimeter können für schnelle Umfragen und Abstimmungen im Sinne einfacher Stimmungsberichte genutzt werden. Es handelt sich allerdings um proprietäre Software, die ab einem umfangreicheren Gebrauch kostenpflichtig wird. Für noch einfachere Umfragen bieten sich die vielen Terminabstimmungstools an, von denen es mit Nuudel eines mit hohem Datenschutz- und Datensicherheitsniveau gibt, das Freie Software ist. Nuudel ist intuitiv und sehr einfach.

Am anderen Ende des Spektrums ist das sehr komplexe aber ebenso sehr leistungsfähige Umfragesystem von LimeSurvey. LimeSurvey ist ebenfalls Freie Software und kann über die Plattform oder eine eigene Installation genutzt werden. In die Möglichkeiten dieses Systems und die Handhabung muss mensch sich einarbeiten. Dafür sind mit LimeSurvey Umfragen bis hin zu wissenschaftlichen Erhebungen unter günstige Datensicherheit und Datenschutz Vorzeichen möglich.

Eine Erwähnung wert ist das Angebot der FairApps, das in Vorarlberg gehostet wird und eine Palette an Diensten für diverse Bedürfnisse bietet. Dabei handelt es sich immer um Open Source und meist um Freie Software. Zu finden sind sowohl Pads für die schnelle Zusammenarbeit online als auch VideoCall Optionen wie eine Jitsi und eine BigBlueButton Instanz (siehe Teil zwei der VideoCall Serie) oder eigene Cloud-Infrastruktur-Angebote, wie sie sich für Betriebsratskörperschaften anbieten, die von der betrieblichen IT-Infrastruktur unabhängig sein wollen. An dieser Stelle noch einmal ein Auszug aus dem zweiten Teil der VideoCall Serie:

Für Betriebsratsbedürfnisse sehr gut geeignet ist das Cloudsystem nextcloud. Nextcloud ist freie Software und eine Möglichkeit, als Betriebsrat unabhängig von der betrieblichen IT-Infrastruktur eine eigene „Cloud“ zu betreiben, also Dokumente des BRs abgelegt und über das Internet griffbereit zu haben. Die Nextcloud ist mehr als nur das. Die Software wird laufend um Funktionalitäten erweitert. Vieles ist dabei für BRs nützlich: ein eigenes E-Mail-System, ein Chat, ein webbasiertes Office-Paket, bis hin zum rudimentären VideoCall-System.

Was ist von Slack zu halten. Diese Frage wurde im Webinar gestellt. Die Antwort ist ambivalent. Während Slack sicherlich eine leistungsfähige Plattform ist und über die Slack-App auf den mobilen Geräten der BetriebsrätInnen deren Kommunikation und Arbeit an Projekten effizient und lustvoll unterstützen lässt, ohne dabei auf betriebliche IT-Infrastruktur zurückgreifen zu müssen, überantworten wir andererseits unsere Kontakte und Daten wieder einem großen us-amerikanischen Plattform-Unternehmen, das viele Schnittstellen mit den anderen riesigen us-amerikanischen Plattform-Unternehmen hat. Wir tauschen die Unabhängigkeit von der betrieblichen IT-Infrastruktur mit der Abhängigkeit an dieses Ökosystem, das uns über Google- oder Microsoft-Schnittstellen nicht unwahrscheinlich wieder mit der betrieblichen IT-Welt in Berührung bringt.

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