Digitalisierte Arbeit und Politik

Die politische Verarbeitung eines zentralen Themas
Thesen von Jörg Flecker anläßlich des Vortrags im Renner Institut

Seine Thesen in einer Mitschrift dokumentiert

Auf Basis der persönlichen Mitschrift von Werner Drizhal

These 1:
Erwerbsarbeit kann durch Digitalisierung noch knapper werden

Problematik für die Beschäftigung

  • Automation in der Industrie
  • Automation in der Verwaltung
  • Rationalisierung, Intensivierung und Entgrenzung der Arbeit
  • Beschleunigter Strukturwandel (On-Line-Handel)
  • Herstellung von Ortsunabhängigkeit (geografische Verlagerung der Arbeit)
  • Digitalisierung der Kundenselbstbedienung (Bank, Reisebüro)
  • Arbeitende KundInnen (Prosumption – KonsumentInnen von Informationen im Web werden oft auch gleichzeitig deren Produzenten)

Politische Perspektiven

  • AZV zur Umverteilung der Arbeit
  • Verteilung der Produktivitätsgewinne
  • Öffentliche Beschäftigung
  • Gute Arbeit (z.B. Pflege)
  • Demokratisierung der Rationalisierungsentscheidungen

These 2:
Die Qualität der Arbeit wird durch Digitalisierung nicht von selbst besser. Vielmehr verschärft sich die Polarisierung.

Problematik für die Beschäftigung

  • Hochqualifizierte Jobs (Technologie als Werkzeug, Selbstorganisation,…)
  • Degradierung der Arbeit (Standardisierung der Tätigkeiten, Dequalifizierung, Überwachung,…)
  • Kleinteilige Aufgaben, die mit Zeitvorgaben und Überwachung kombiniert sind
  • Beispiel zur Dequalifizierung – Einsatz der Datenbrille in einem Automobilkonzern
  • Perspektiven der Technikentwicklung
    • Automatisierungsszenario (Entwertung und Entfremdung der Arbeit, Erfahrung und Wissen wird durch Software ersetzt)
    • Werkzeugszenario (Assistenzsysteme, Chancen für erfahrungsgeleitetes und lernförderliches Lernen, Entwicklung von Fähigkeiten zur Bewältigung unvorhergesehener Ereignisse)

Politische Perspektiven

  • Humanisierung der Arbeit
    • Organisations- versus Arbeitsgestaltung
    • Lernförderliche Arbeit und Qualifizierung schaffen
    • Arbeitsintensivierung zurückdrehen
    • Politisierung des Leistungsbegriffs
  • Technologiepolitik
    • Technologische Entscheidungen vor dem Hintergrund des Interessensgegensatzes von Kapital und Arbeit
    • Humanzentrierte Technologieentwicklung (Vermeidung von Nachtarbeit, Verhinderung digitaler Überwachung)

These 3:
Digitalisierung wird als Trojanisches Pferd für die Verschlechterung der Beschäftigungsqualität genutzt: Flexibilisierung, Auslagerung, Verlagerung

Problematik für die Beschäftigung

  • Es fehlt der Druck zur Einhaltung des erkämpften Standards
  • Crowdworking in Kreativberufen (Forba/Uni – Untersuchung dazu)
    • Digitale Arbeit über Internetplattformen, formale Selbstständigkeit
    • Sehr lange Arbeitszeiten, hoher Zeitanteil zur Suche nach Aufträgen
    • Niedrige Einkommen, unbezahlte Arbeit
    • Starke Konkurrenz, Bewertung durch KundInnen, On-Line Reputation
  • Arbeits- und Mindestlohnregelungen werden umgangen

Politische Perspektiven
Es geht um gesicherte Dienstverhältnisse mit Statusrechten oder prekäre Arbeit auf Abruf

  • Sicherung der Normalarbeitsverhältnisse
  • Vereinheitlichung der Beschäftigungsformen
  • Digitalisierung der Kontrolle der Sozialen Sicherheit im Sinne einer Generalunternehmerhaftung
  • Arbeitszeitregulierung und -überwachung, Begrenzung der Flexibilität
  • Verknappung des Arbeitskräfteangebots

 

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Hintergrundinfos und verschlagwortet mit , , , , von Werner Drizhal. Permanenter Link zum Eintrag.

Über Werner Drizhal

Den Lehrberuf "Elektromechaniker für Starkstrom" in der AMAG-Ranshofen erlernt. Als Jugendvertrauensratsvorsitzenden zum ÖGB-Oberösterreich als Jugendsekretär gewechselt. Nach Absolvierung der Sozialakademie als ÖGB-Bezirkssekretär für Linz-Land gearbeitet. 1996 bis 1999 Mitglied eines OE-Teams der ÖGB-Zentrale, wo ich mich mit Organisationsentwicklung der ÖGB-Bezirkssekretariate und Mitwirkungsfragen von FunktionärInnen in der Gremienarbeit beschäftigte. 1999 in die ÖGB-Zentrale als Personalentwickler gewechselt. Hauptverantwortlich für die Einführung von MitarbeiterInnengesprächen im ÖGB. Umsetzung von professionellen Personalinstrumenten in der ÖGB-Zentrale. Ausbildung in systemischen Coaching und Erlebnispädagogik absolviert. 2007 Wechsel in die Bildungsabteilung der GPA-djp. Zur Zeit Leiter des Geschäftsbereichs Bildung - Gewerkschafts- und Personalentwicklung in der GPA-djp.

Ein Gedanke zu „Digitalisierte Arbeit und Politik

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert