"Wenn hier nicht Milch und Honig fließen, schieß ich mir ins Knie."

Ohne Filterin der Tabakfabrik Linz: Wie man Betriebe durch Privatisierung marodiert

Für alle, die vor Weihnachten noch einen schnellen und guten Buchtipp brauchen:

Kürzlich ist das Band „Ohne Filter. Arbeit und Kultur in der Tabakfabrik Linz“ erschienen, der nicht nur die Geschichte des Betriebs, sondern vor allem auch die Geschichte der Arbeit in diesem Betrieb ausführlich aufarbeitet.

„Die Tabakfabrik Linz war der größte Betrieb innerhalb des staatlichen Konzerns Austria Tabak. Im Jahr 2001 wurde das profitable Unternehmen an einen ausländischen Konzern verkauft.“ (Klappentext)

Dieser Schritt wurde damals in verschiedenen Kreisen bejubelt, unter anderem vom amtierenden Finanzminister Karl Heinz Grasser, sein Kommentar dazu:

„Wenn hier nach dem Verkauf nicht Milch und Honig fließen, schieß ich mir ins Knie“

Bis zum Jahr 2009 wurden in der Tabakfabrik Linz mit modernsten Maschinen Zigaretten produziert. „Dann traf der Eigentümer, der japanische Konzern Japan Tobacco International (JTI), die Entscheidung die Fabrik zu schließen.“ (S. 10) Die Schließung des Betriebs war eine Konsequenz der politischen Entscheidung, das Unternehmen zu privatisieren. Mit den entsprechenden Folgen für die ArbeitnehmerInnen:

„Im September 2009 wurden in der Linzer Tabakfabrik die letzten Zigaretten produziert. Im dritten Stockwerk des Produktionsgebäudes liefen zwei Aggregate der Firma Hauni, Typ Protos 2. Nur noch zehn Personen waren in der 230 Meter langen Halle mit Bedienung der Maschinen und Störungsbehebung beschäftigt. Das Ergebnis dieser Tätigkeit waren 25.000 Zigaretten pro Minute, verpackt in den roten Schachteln einer bekannten amerikanischen Marke. Einige Monate später waren die Tore der Fabrik definitiv geschlossen und die Dienstverhältnisse von 223 ArbeiterInnen und 35 Angestellten, darunter 43 Frauen, sowie von 82 Leiharbeitskräften endgültig aufgelöst.“ (S. 11)

Grasser schießt sich ins Knie (Haderer).jpg

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