Ganztagsschule – mehr Zeit für gute Bildung!

Sie ist kein neues Thema, aber eines, das derzeit wieder breiter diskutiert wird und stärker in den Blick der Öffentlichkeit rückt: die Ganztagsschule.
Das Konzept der Ganztagsschule ist seit langem ein Kernbestandteil der Bemühungen um grundlegende Reformen im österreichischen Schulsystem; und in dieser Zusammenhang auch eine langjährige Forderung der GPA-djp:

„Dem gegebenen und weiter wachsenden Bedarf erwerbstätiger Eltern entgegenkommend, muss außerdem ein ganztägiges Schulkonzept forciert werden, indem die Schule inhaltlich, organisatorisch und infrastrukturell als geeigneter Lernraum für SchülerInnen und Arbeitsplatz für das gesamte pädagogische und anderweitig betreuende Personal (LehrerInnen, SchulpsychologInnen, SchulsozialarbeiterInnen etc.) gestaltet wird. Laut einer aktuellen IFES-Umfrage (Jänner 2010) besteht hier ein zusätzlicher Bedarf an 230.000 Ganztagsschulplätzen in den ersten acht Schulstufen.“ (GPA-djp Bundesforum 2010 – Beschlossener Leitantrag Bildung, Seite 135 [PDF].)

Die Forderungen der GPA-djp dazu im Detail

  • Flächendeckende Einführung einer gemeinsamen schulischen Grundausbildung in den ersten neun Jahren für alle SchülerInnen mit individuellem Unterricht und Förder- maßnahmen.
  • Ausbau qualitativ hochwertiger Ganztagsschulen, wo Lernen, Freizeit und Üben in Form von Lernhilfe und Förderangeboten über den ganzen Tag verteilt stattfinden.
  • Infrastrukturelle Maßnahmen zur Schaffung zeitgemäß gestalteter Schulen, in denen ganztägig gelernt (Lernraum für SchülerInnen) und gearbeitet (Arbeitsplatz inkl. Büros für pädagogisches und anderweitig betreuendes Personal) werden kann, mit Möglichkeiten für ausgewogenes Mittagessen sowie Kreativ- und Bewegungs- bzw. Sportraum.

Gute Ganztagsschulen – eine Säule notwendiger Reformen im Schulsystem

Wenn in Österreich im Zuge der Diskussionen um Schulreformen über die Ganztagsschule debattiert wird, wird nicht selten der Eindruck vermittelt, das Ziel wäre, die derzeitige Form des Schulunterrichts einfach auf den ganzen Tag auszudehnen – und damit sowohl den LehrerInnen als auch SchülerInnen mehr Aufenthaltszeit an den Schulen zu verordnen. Doch niemand, der ernsthaft an Bildungsreformen interessiert ist, würde etwas wollen, das auf ein „Mehr vom selben“ hinauslaufen würde. Bei der Ganztagsschule handelt es sich um ein vielschichtiges pädagogisches Konzept, das auf wesentliche Herausforderungen der Bildung von Kindern in der heutigen Welt Antworten liefert. Dazu gehört auch die Berücksichtigung der Rahmenbedingungen, unter denen Kinder und Eltern ihren Schul- und Arbeitsalltag organisieren. Und schließlich wird hier auch der Arbeitsplatz Schule, also die Arbeitssituation der LehrerInnen, in den Blick genommen.

„Zukunft trotz(t) Herkunft“: Enquete zur Ganztagsschule

Mit den Hintergründen ganztägiger Schulkonzepte, den Erfahrungen und Entwicklungen in anderen europäischen Ländern, sowie mit den vielen Fragen, Herausforderungen und Vorteilen befasste sich vergangene Woche die gemeinsam von Arbeiterkammer, Die Armutskonferenz und bildunggrenzenlos veranstaltete 3. Enquete „Zukunft trotz(t) Herkunft“.

Allein die dauerhafte Teilnahme an Ganztagsangeboten verringert unabhängig von der pädagogischen Qualität das Risiko von Klassenwiederholungen und problematisches Sozialverhalten in der Schule. Das geht aus der deutschen Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen hervor. Dennoch muss das Ziel von Reformen im Bildungssystem sein, den wesentlichen Faktor der Qualität ganztägiger Schulen ins Zentrum zu stellen. Es geht bei Ganztagsschulen gerade nicht darum, Kinder am Nachmittag einfach nur zu beaufsichtigen!

Wird das Ganztagsangebot entsprechend auch auf Motivation, Unterstützung, Aktivierung und Herausforderung der SchülerInnen ausgerichtet, würde das auch die Schulnoten, die Schulfreude und die Motivation verbessern. Ein qualitativ hochwertiges Angebot zeichnet sich durch fachlich gute Betreuung, passende Arbeits- und Lernräume, kindgerechte Freizeitgestaltung und kindgerechtes Mittagessen aus. In echten Ganztagsschulen, finden Unterricht, Üben, Sport und Freizeit über den ganzen Tag verteilt statt.

Der Ausblick auf eine gute Bildungs-/Lern- und Betreuungssituation in den Schulen, die noch dazu ganztägig angeboten wird, stößt laut Umfragen des Österreichischen Instituts für Berufsbildungsforschung auf großes Interesse in der Bevölkerung. Ein weiterer Ausbau der „schulischen Nachmittagsbetreuung, also ganztägiger Schulformen“ stößt bei 78 Prozent der Befragten auf Zustimmung. 68 Prozent der ÖsterreicherInnen erachten Nachmittagsbetreuung an allen österreichischen Schulen für zielführend, um die Leistungen der SchülerInnen zu verbessern.

Einen protokollartigen Überblick über die Veranstaltung und die Diskussionen sowie weitere Links zum Thema finden sich unter folgendem Link:

> 3. Enquete „Zukunft trotz(t) Herkunft“ zum Thema Ganztagsschule storify’d

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