Bildungspolitische Einschätzungen zum Regierungsprogramm

Eine Bewertung der Regierungsvorhaben ist schwer zu treffen, dafür sind die einzelnen Formulierungen zu wenig konkret, bzw. ergeben sich bei den einzelnen angeführten Maßnahmen durchaus unterschiedliche Interpretationen und mögliche Wege. Bei den Einschätzungen handelt es sich um gewerkschaftliche Positionen, die im Rahmen der allgemeinen ÖGB-Stellungnahme erarbeitet wurden. Es handelt sich um einen Auszug der ÖGB-Stellungnahme.

Arbeit

Arbeitsmarkt – Aktivierung des Arbeitskräftepotentials und des Arbeitsmarktes.

Wünschenswert wäre, dass der AMS-Grundsatz Vermittlung vor Qualifizierung überdacht wird. Dieser macht nicht immer Sinn, denn es besteht die Gefahr von Dequalifizierungen (Einsatz von Facharbeitskräften unter ihrer Qualifikation).

Berufsinformation und Weiterbildung

Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit wird auch dem Themenbereich der Berufsinformation und Weiterbildung ein entsprechender Stellenwert gegeben. Hierbei sind vor allem eine verstärkte Berufsinformation und -beratung durch das AMS, verpflichtende Berufsinformation und -beratung an den Schulen (7. und 8. Schulstufe), der Ausbau der Bildungsberatung durch Kooperation der verschiedenen zuständigen Stellen und eine Evaluierung der Bildungskarenz-Neu vorgesehen.

Jugendbeschäftigung und Lehrlinge

Weitere begrüßenswerte Maßnahmen finden sich im Abschnitt Jugendbeschäftigung und Lehrlinge.
Eine besondere Herausforderung im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit in den nächsten Jahren wird sein, Jugendlichen entsprechende Ausbildungsangebote zur Verfügung zu stellen. Die zukünftige Bundesregierung bekennt sich dazu den mit den Jugendbeschäftigungspaket 2008 eingeschlagenen Weg weiter fortzusetzen. Die österreichische Bundesregierung bekennt sich weiters zur Optimierung der beruflichen Chancen der Jugendlichen am Arbeitsmarkt und zu einer
weiteren Stärkung der dualen Berufsausbildung.
Als Maßnahmen dazu wird ein Bekenntnis zur Weiterführung und Finanzierung der Ausbildungsgarantie und zur Evaluierung der neu geordneten betrieblichen Lehrstellenförderung abgegeben. Weitere wichtige Punkte im Zusammenhang mit der Lehrausbildung sind die Verbesserung der Anrechnung von Schulzeiten auf die Lehrausbildung und umgekehrt, eine Wahlfreiheit beim Standort der Berufsschule, eine Fortführung des Projektes „Der Jugend eine Chance“ durch das AMS, ein verstärkter internationaler Austausch im Bereich der Berufsbildung, die gesetzliche Verankerung einer Interessensvertretung für Jugendliche in den Ausbildungseinrichtungen, eine Stärkung des Jugendvertrauensrates, …

Beschäftigte/Pflegepersonal

Durch gezielte Angebote für BerufswiedereinsteigerInnen und –umsteigerInnen sollen bis 2010 2000 zusätzliche Pflege- und Betreuungskräfte eingesetzt werden. Generell soll das Ausbildungssystem im Pflegebereich weiter entwickelt werden. Die Sozialpartner sollen arbeits-, berufsrechtliche und ausbildungsrechtliche Vorschriften im Bereich der Pflege- und Betreuungsberufe evaluieren.

Bildung

Die österreichische Bundesregierung widmet dem Themenbereich Bildung und Wissenschaft mit diesem Regierungsprogramm einen umfangreichen Teil. Darin werden die Themen Kindergarten, Volkschule, Tagesbetreuung, Integration, Qualitätssicherung, Modernisierung von Schulverwaltung und -management, sowie die europäische und internationale Bildungskooperation ausführlich behandelt.
Wesentlich in diesem Kapitel ist auch das Bekenntnis zur Ausbildungsgarantie bis zum 18. Lebensjahr, welche allen Jugendlichen eine vollwertige Berufsausbildung ermöglichen soll. Ebenfalls angedacht ist, unter Einsetzung einer ExpertInnenkommission, die 9. Schulstufe neu zu organisieren und hier insbesondere die Attraktivierung der Polytechnischen Schulen ins Auge zufassen.
Der Berufsorientierung und Bildungsberatung wird eine hohe Bedeutung zugeschrieben und daher der Ausbau auf der 7., 8. und 9. Schulstufe angestrebt.
Eine enge Vernetzung mit außerschulischen ExpertInnen und mit außerschulischen Beratungseinrichtungen (z.B. den Sozialpartnern) wird angestrebt. Ziel ist ebenfalls, einen Hochschullehrgang an den Pädagogischen Hochschulen zur standardisierten Ausbildung zum/zur BeraterIn für Berufsorientierung/Bildungsberatung einzurichten. Hinsichtlich der Ausbildung von Lehrlingen wird die Neuorganisation zwischen Universitäten und Pädagogischen Hochschulen angestrebt. In diesem Zusammenhang ist auch angedacht, ein zeitgemäßes und leistungsorientiertes Dienst- und Besoldungsrecht für alle neu eintretenden LehrerInnen einzuführen.

Im Zusammenhang mit der Erwachsenenbildung bekennt sich die österreichische Bundesregierung zum Prinzip des lebensbegleitenden Lernens.

Gemeinsam mit den Ländern soll hier ein Weg von Kofinanzierungsmodellen für das kostenfreie Nachholen von Bildungsabschlüssen, im Rahmen der Erwachsenenbildung, gefunden werden. Ebenfalls Ziel ist es, den Ausbau bestehender Beratungsangebote und die Professionalisierung der Beratung, unter Einsatz zeitgemäßer Beratungsinstrumente voranzutreiben. Die Bundesregierung setzt auch den Weg weiter fort, hinsichtlich der „Förderung in der Erwachsenenbildung“ eine österreichweit, einheitliche Förderlandschaft zu gestalten.

Der Österreichische Gewerkschaftsbund begrüßt die im Bildungskapitel angedachten Maßnahmen, insbesondere hinsichtlich des Nachholens von Bildungsabschlüssen, den Aufbau von Bildungs- und Berufsberatung sowie dem Bekenntnis zu einer Ausbildungsgarantie.

Wissenschaft

Die Stärkung der Fachhochschulen, als fixer Bestandteil der Österreichischen Hochschullandschaft, soll durch eine auf das Budgetjahr 2009/2010 vorgezogene Erhöhung der Studienplatzfinanzierung erreicht werden. Ebenfalls zu begrüßen ist die Anhebung der berufsbegleitenden Studiengänge an Fachhochschulen von 30 auf 50 Prozent.

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Über Werner Drizhal

Den Lehrberuf "Elektromechaniker für Starkstrom" in der AMAG-Ranshofen erlernt. Als Jugendvertrauensratsvorsitzenden zum ÖGB-Oberösterreich als Jugendsekretär gewechselt. Nach Absolvierung der Sozialakademie als ÖGB-Bezirkssekretär für Linz-Land gearbeitet. 1996 bis 1999 Mitglied eines OE-Teams der ÖGB-Zentrale, wo ich mich mit Organisationsentwicklung der ÖGB-Bezirkssekretariate und Mitwirkungsfragen von FunktionärInnen in der Gremienarbeit beschäftigte. 1999 in die ÖGB-Zentrale als Personalentwickler gewechselt. Hauptverantwortlich für die Einführung von MitarbeiterInnengesprächen im ÖGB. Umsetzung von professionellen Personalinstrumenten in der ÖGB-Zentrale. Ausbildung in systemischen Coaching und Erlebnispädagogik absolviert. 2007 Wechsel in die Bildungsabteilung der GPA-djp. Zur Zeit Leiter des Geschäftsbereichs Bildung - Gewerkschafts- und Personalentwicklung in der GPA-djp.

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